Niedriglohnsektor in Rheinland-Pfalz

PM Katrin WernerPM Sozialpolitik

Über 164.000 Menschen in Rheinland-Pfalz schuften Vollzeit für einen viel zu geringen Lohn. Besonders betroffen sind Friseur:innen, Verkäufer:innen in Bäckereien sowie Taxifahrer:innen. 95 Prozent aller Friseur:innen in Rheinland-Pfalz erhalten einen Niedriglohn. Das geht aus einer Anfrage von uns an die Bundesregierung hervor.

Aber auch in der Gastronomie und der Reinigung arbeiten tausende Menschen im unteren Entgeltbereich. Dieser Niedriglohnsektor ist seit Jahren stabil auf viel zu hohem Niveau. Es muss endlich etwas dagegen unternommen werden und da hilft nur eine Erhöhung des Mindestlohns auf 13 Euro pro Stunde. Sachgrundlose Befristungen, Leiharbeit und Werkverträge müssen zurückgedrängt werden, um gute Arbeit für alle zu schaffen.

Viele dieser Branchen wurden in den letzten 14 Monaten besonders hart von den Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie getroffen. Für die Beschäftigten bedeutet das, dass beim ohnehin viel zu geringen Lohn auch noch Einbußen hingenommen werden müssen. Es braucht deswegen ein Mindestkurzarbeitergeld von 1.200 Euro als Untergrenze und eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent des Nettolohns.

In Frankenthal ist die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in die Höhe geschossen. Während im Jahr 2014 15 Prozent der Beschäftigten zu Niedriglöhnen arbeiteten, waren es 2019 22,8 Prozent. Der Anstieg ist auf die Ansiedlung des Logistikzentrums von Amazon zurückzuführen. Es wird Zeit, dass der Konzern, der Milliarden Gewinne erzielt und diese in den letzten Monaten steigern konnte, endlich für höhere Löhne der Beschäftigten und gute Arbeitsbedingungen sorgt. Dazu muss endlich der Tarifvertrag des Einzelhandels eingeführt werden.

Immer mehr Menschen in RLP sind arm trotz Arbeit und immer mehr Menschen haben mehr als einen Job um über die Runden zu kommen. 8,2 Prozent der Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz hatten im Jahr 2019 weniger als 60% des Bundesmedians der Äquivalenzeinkommen zur Verfügung. Das ist der höchste gemessene Wert der letzten 10 Jahre. Die Armutsgefährdungsquote ist in Rheinland-Pfalz zwischen 2010 (7,5 Prozent) bis 2019 um 0,7 Prozentpunkte gestiegen. 

Der Anteil an Erwerbstätigen mit mindestens zwei Tätigkeiten an allen Erwerbstätigen lag in Rheinland-Pfalz im Jahr 2019 bei 6,2 Prozent. Damit liegt er über dem bundesdeutschen Anteil von 5,4 Prozent. Zwischen 2011 und 2019 ist der Anteil in Rheinland-Pfalz von 5,3 Prozent um 0,9 Prozentpunkte gestiegen. Das ist ein beschämendes Ergebnis der Politik der vergangenen Jahrzehnte. Diese Entwicklung muss endlich gestoppt werden und dazu ist es unerlässlich für gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne zu sorgen.

Artikel im Trierischen Volksfreund

Antwort der Bundesregierung: Niedriglohnsektor in Rheinland-Pfalz

Antwort der Bundesregierung: Armutsquote Erwerbstätiger und Quote der Menschen mit mehr als einem Job in RLP