Inklusive Bildung braucht radikale Reformen!

Katrin Werner, MdB

Das Konzept der inklusiven Bildung geht nicht davon aus, alle Kinder seien gleich und gleich zu behandeln. Es bedeutet, die gezielte Förderung von allen lernenden Individuen, die ihre Fähigkeiten und Stärken erkennt und zum besten Lernerfolg führt. Diese Inklusion ist im deutschen Bildungssystem noch nicht verwirklicht. Dazu erklärt die behindertenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Katrin Werner, zum Weltbildungstag:

„Wir werden die Bundesregierung solange an ihre Versprechen erinnern, bis sich was bewegt: Mit der Zustimmung zur UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland zur Inklusion verpflichtet! Dazu muss endlich Geld in die Hand genommen werden. Inklusion darf nicht zum Sparprogramm verkommen, sondern bedarf zusätzlicher Ressourcen. Nur so kann die Vielfalt und das Potential unserer Gesellschaft wirklich genutzt werden.“

Laut Nationalem Aktionsplan zur Umsetzung der UN-BRK will sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass „inklusives Lernen in Deutschland endlich eine Selbstverständlichkeit wird“. Fünf Jahre später fällt das Zwischenfazit jedoch ernüchternd aus, der Aktionsplan hat seine Ankündigungen nicht annähernd verwirklicht.

„Was unser Bildungssystem braucht, sind radikale Reformen und eine Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems. Die soziale Selektion von Kindern im Alter von zehn oder zwölf Jahren dient allein der kapitalistischen Verwertungslogik, mit der auch die Inklusionsdebatte geführt führt – nämlich um die Inklusion der Nützlichen, der Verwertbaren. Der vermeintlich ‚unnütze Rest‘ soll die gesellschaftliche Elite in den Gymnasien nicht beim Lernen stören. Dabei besteht weiterhin der Mythos, in unseren Gymnasien säßen die begabten, die intelligenten, die talentierten Kinder. Doch zahlreiche Studien beweisen immer wieder, dass es vor allem die sozial privilegierten Kinder und ihre Eltern sind, die dort unter sich bleiben wollen. Wirkliche Begabungen und Talente können in unserem derzeitigen System jedoch gar nicht erkannt oder genutzt werden. Zahllose Kinder mit und ohne Behinderungen werden abgehängt und ausgegrenzt, bevor überhaupt ihre Fähigkeiten überhaupt angemessen gefördert werden können.“